Nachfolger und Vorgänger: Simon Allers und Hermann Hinck.
Schmitz / Handwerkskammer

Wie die Nachfolgeregelung gelingt, erklärt Nachfolgemoderatorin Katharina Meier im Interview. Die Motivation entscheidet

Woran scheitert Ihrer Erfahrung nach eine Nachfolgeregelung am Häufigsten?

Ein häufiger Grund ist, dass die Frage der Nachfolge zu lange vor sich hergeschoben wird. Das kann dazu führen, dass  Chancen verpasst werden und schließlich unter Zeitdruck irgendeine Lösung gefunden werden muss, die nicht mehr  funktioniert. Besonders  herausfordernd dabei ist, dass es nicht nur um unternehmerische Aspekte geht, sondern auch um emotionale und sehr persönliche. Der Erfolg der Nachfolge steht und fällt daher mit der Motivation des Übergebenden: Ist es der eigene persönliche und ehrliche Entschluss,  übergeben zu wollen? Oder ist es der Wunsch des Umfeldes? Ist das nicht klar, dann  kommt es häufig zu Komplikationen und die Nachfolge kann scheitern. In den seltensten Fällen ist jedenfalls der Kaufpreis des Unternehmens der Grund.

Welche ersten Überlegungen raten Sie einem Betriebsinhaber, der an Übergabe denkt?

Im Idealfall wird Nachfolge von Beginn der Selbstständigkeit an als permanente, strategische Aufgabe verstanden, die mit fortschreitendem Alter des Unternehmers oder der Unternehmerin an Bedeutung gewinnt. Zuerst empfehle ich grundsätzlich zu klären, wie man persönlich zum Thema Betriebsübergabe steht, und dann eine klare Entscheidung dafür  oder dagegen zu treffen. Im zweiten Schritt muss abgeglichen werden, welche Voraussetzungen bereits gegeben sind und welche noch geschaffen werden müssen, um das Ziel  Betriebsübergabe zu erreichen. Daraus lässt sich ein individueller Fahrplan entwickeln, ein roter Faden, der einen Überblick über die konkreten Maßnahmen bietet, die ergriffen werden müssen.

Was sollte unbedingt beachtet werden, um ein Scheitern zu vermeiden?

Voraussetzung für eine gelungene Nachfolge ist eine persönliche Bestandsaufnahme sowohl des Übergebenden als auch des Übernehmenden, um den weiteren Kurs der Nachfolgeplanung zu bestimmen. Um ein Scheitern zu vermeiden, sollten außerdem folgende Punkte beachtet werden:

  • die eigene Motivation kennen
  • Erwartungshaltung klären, und zwar auf beiden Seiten
  • rechtzeitig mit der Klärung nachfolgerelevanter Aspekte beginnen
  • eine verbindliche und gemeinsame Übergabestrategie entwickeln (roter Faden)

Ein weiterer Rat lautet außerdem, sich Unterstützung von außen zu holen, zum Beispiel durch die Nachfolgemoderation, damit kein wichtiger Aspekt unberücksichtigt bleibt und die Unternehmensnachfolgeplanung leichter wird.

Welche Möglichkeiten haben Sie, um zu vermitteln, falls die Übergabe nicht reibungslos funktioniert?

Falls es Probleme gibt, erhöhen sich die Chancen auf eine gute Lösung, wenn eine unabhängige dritte Person hinzugezogen wird, also zum Beispiel ich als Nachfolgemoderatorin. Maßgeblich bei meiner Unterstützung ist dann, zu welchem Zeitpunkt es hakt und wie  verhärtet die Fronten bereits sind. In manchen Fällen kann eine bessere Vorbereitung auf die Nachfolgeverhandlungen der Schlüssel zum Erfolg sein und die Nachfolgeplanung wieder in Schwung bringen. Liegen die Ursachen schon zu Beginn des Prozesses oder entstehen sie erst nach der Nachfolgeregelung, kann mit Coaching oder Mediation geholfen werden.

Gibt es durch Corona Rückzieher oder Besonderheiten im Nachfolgeprozess?

Wirklich coronabedingte Rückzieher habe ich nicht feststellen können. Die Zahl der in 2020 erfolgreich abgeschlossenen Unternehmensnachfolgen unterscheidet sich nicht von der, die in den Projektjahren zuvor ohne Pandemie realisiert worden sind.

Fotostudio Gramann

Katharina Meier

Betriebs- und Gründungsberatung

Friedenstraße 6

21335 Lüneburg

Tel. 04131 712-208

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