Durch das Holz aus dem Wolfsburger Stadtforst kann Geert van Munster deutlich nachhaltiger produzieren.
Schmitz / Handwerkskammer

Tischlermeister Geert van Munster möchte deutlich nachhaltiger produzieren und setzt dabei auf Holz aus benachbarten Wäldern. Auf der Suche nach dem schönsten Baum

Wenn Geert van Munster beim Joggen im Wolfsburger Stadtforst im Dreieck läuft, hat er wieder einen neuen Baum für seine Möbel gefunden. Der Tischlermeister möchte deutlich nachhaltiger produzieren und ist deshalb eine Kooperation mit dem Stadtforst eingegangen. Tagtäglich bauen in der Tischlerei Höwner und van Munster (HvM) in Wolfsburg acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Massivholzmöbel, seit zwei Jahren mit regionalem Holz aus dem Umkreis von Wolfsburg. „Wenn ich beim Joggen einen schönen Baum sehe, dann laufe ich ein Dreieck um ihn herum. Meine GPS-Uhr zeichnet die Strecke auf und so kann ich später die genaue Position auf meiner Trainingskarte wiederfinden “, erzählt der Tischlermeister.

Der regionale Holzeinkauf sei im Hinblick auf den Klimaschutz sinnvoll, denn eingekaufte Eichen von Lieferanten seien meist aus Frankreich, Buchen und Birken aus Osteuropa importiert. Hier stellt sich für van Munster die Frage der Nachhaltigkeit. „Bei der Waldbewirtschaftung in Deutschland brauche ich mir keine Sorgen zu machen, denn bei uns werden ausreichend Jungbäume gepflanzt“, berichtet er. „Das Holz aus Wolfsburg steht für Regionalität und Nachhaltigkeit. Es wird nicht erst von der Holzindustrie aufgekauft, transportiert und extern eingeschnitten. Alles bleibt vor Ort und das spart richtig viel CO2.“ Selbst das Trocknen des Holzes möchte die Tischlerei in Zukunft in Eigenregie übernehmen: „In Niedersachsen gibt es nur wenige geeignete Trockenkammern. Damit wir auch hier Transportwege einsparen, haben wir auf unserem Betriebsgelände eine eigene Trockenkammer gebaut.“ Sie soll zukünftig durch eine Photovoltaikanlage auf dem Hallendach betrieben werden. Außerdem hat die Tischlerei einen E-Transporter angeschafft, der ebenfalls durch die PV-Anlage geladen werden soll. „Die Wege vom Baum bis in die Werkstatt sind nicht länger als 20 Kilometer und ohne Probleme mit einem E-Transporter machbar. Unser CO2-Fußabdruck wird dadurch immer kleiner“, sagt der Möbeltischler.



Geert van Munster baut Möbel aus regionalem Holz.
Schmitz / Handwerkskammer
Geert van Munster baut Möbel aus regionalem Holz.

Ein Sitzhocker hergestellt mit dem Holz aus dem Wolfsburger Stadtforst.
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Mit diesen Hockern ist das Projekt mit der regionalen Holzbeschaffung gestartet. Schnittabfälle von Verkehrssicherungsmaßnahmen wurden von der Tischlerei zu Sitzwürfeln verarbeitet.

Im Vergleich zum üblichen Prozess der Holzbeschaffung spart die Tischlerei laut eigenen Berechnungen jährlich rund 35 Tonnen CO2 ein, wobei das regionale Holz auch noch günstiger im Anschaffungspreis ist. „Das war selbst für mich erstaunlich. Die Transportwege scheinen diese Kosten zu verursachen und die sparen wir jetzt ein“, berichtet van Munster. Mit dem Nachhaltigkeitsprojekt hat sich die Tischlerei HvM auch für den vom Umweltministerium ausgeschriebenen „Klima-Innovationspreis Niedersachsen“ beworben. Im September sollen die Sieger feststehen.

Die Idee für Möbel aus regionalem Holz hatte van Munster vor zwei Jahren, als er für seinen privaten Brennholzbedarf den Kontakt zum Wolfsburger Stadtforst suchte. In der Regel werden Bäume zu Verkehrssicherungsmaßnahmen oder nach Sturmschäden gefällt und zu Brennholz verarbeitet. „Die Baumstämme waren dafür aber viel zu schön“, erinnert er sich. Deshalb beschloss van Munster, aus den Schnittabfällen Sitzwürfel zu machen. „Die Hocker waren ein Verkaufsschlager und haben das ganze Projekt ins Rollen gebracht.“ Mittlerweile hat es viel Zuspruch gefunden: „Vom Förster über den Handwerker bis hin zum Kunden stehen alle hinter der Idee der regionalen Holzmöbel. Der Förster hätte genug andere Abnehmer für sein Holz und könnte durchaus höhere Verkaufspreise erzielen. Es ist aber ein Herzensprojekt für uns alle“, betont der Möbeltischler. „Jeder Baum ist individuell. Wir bauen jeden Tag Unikate“, schwärmt van Munster. „Individueller Möbelbau mit Holz vom Lieferanten ist schwierig. Es ist oft Glücksache, ob ein gekauftes Brett auch den Kundenwünschen entspricht. Hier in Wolfsburg kann ich mir Baum und Brett selber aussuchen und bekomme so wunderschöne Tischplatten. Ich kann die Kundenwünsche besser erfüllen.“ Die gestiegene Nachfrage der Möbel aus regionalem Holz führte sogar dazu, dass eine unbefristete Tischlerstelle geschaffen werden konnte. Aber auch auf einer anderen Ebene ist das Projekt für die Tischlerei nachhaltig: „Für unsere Auszubildenden ist die regionale Holzbeschaffung eine wertvolle Erfahrung. Wenn Holz nicht als Massenware wahrgenommen wird, entsteht eine ganz andere Verbindung zum Möbelstück“, sagt der Tischlermeister.