Erwin Laufer GmbH
Handwerkskammer

TitelthemaPositiv bleiben

Die Erwin Laufer GmbH führt die Vier-Tage-Woche ein, Schlachterei Peukert expandiert und Dachdeckerei Angerstein erwartet Normalisierung: Die Krisenzeit dauert an, die Strategie vieler Betriebe ist Optimismus.

Alles wird teurer, Regenerationsphasen länger, Motivation erforderlich: Christian Laufer hat mit der Einführung der Vier-Tage-Woche in seinem Betrieb in Heiligendorf seine Ziele erreicht. „Meine Mitarbeiter freuen sich über gespartes Benzin, haben längere Erholungsphasen und sind dadurch deutlich motivierter“, fasst er zusammen. Betriebswirtschaftlicher Effekt: „Wir sind produktiver und schneller.“ Inspirieren ließ sich der Betriebsinhaber der Erwin Laufer GmbH auf Social-Media-Kanälen von Kollegen. Er habe in diesem Arbeitszeit-Modell ein Entgegenkommen für seine Mitarbeiter gesehen, denn die körperliche Beanspruchung gerade im Gewerk der Anlagenmechaniker habe zugenommen. „Die Geräte und Werkzeuge sind größer und schwerer geworden“, erklärt der 51-Jährige. Er habe seine vier Monteure auch schonen wollen. „Wir sind eine Familie, ich möchte auf niemanden verzichten“, betont er. Praktisch bedeutet die Vier-Tage-Woche für die Mitarbeiter: 36 Stunden auf vier Tage verteilt, mit längeren Pausenzeiten. 24 Tage Urlaub im Jahr. Zwar heiße diese Neuregelung mehr Organisation im Büro. „Meine Angestellten sind frischer und fitter und unsere Krankenstände sind deutlich gesunken“, erzählt Laufer. Bisher könne er ausschließlich von guten Erfahrungen berichten. In den kommenden Monaten werde es wieder einen Notdienst für Kunden mit Heizung- oder Warmwasserausfall geben. „Der Notdienst muss natürlich trotz Vier-Tage-Woche gewährleistet sein.“ Wie sich durch die Energiekrise und die unzähligen staatlichen Vorgaben bezüglich der Klimawende seine Geschäftslage noch ändern wird, könne er derzeit nicht absehen: „Zurzeit läuft es gut, die Auftragslage ist zufriedenstellend“, sagt er. Christian Laufer sorgt sich allerdings um die wachsende Bürokratie: „Die bürokratischen Vorgaben bei Förderungen, Auflagen und Vorschriften nehmen immer mehr Zeit in Anspruch - auch für den Endkunden kaum mehr nachvollziehbar.“

Erwin Laufer GmbH
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Fleischerei Peukert
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Schlachtermeister Kevin Peukert hat die Sorgen um Bürokratie und Energiepreise zunächst hinten angestellt. Trotz Krise hat er expandiert. Zum Oktober hat er zwei weitere Betriebe übernommen, zählt nun 15 Mitarbeiter. „Ich wollte einfach nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagt der 28-Jährige. Vor fünf Jahren habe er sich gleich nach der bestandenen Meisterprüfung selbstständig gemacht, neben dem Schlachthaus in Schöningen gehören nun auch die Ladengeschäfte im Heeseberg und in Büddenstedt, sowie ein Regiomat in Wolsdorf zu dem Betrieb des Jungunternehmers.

„Der erste Monat lief zufriedenstellend, die Kunden haben die Veränderung sehr gut angenommen“, sagt er. Sein Erfolgsrezept seien insbesondere die vielen Standbeine, die er sich aufgebaut hat. „Wir machen Hausschlachtungen, Wildverarbeitung, es gibt einen Partyservice, wir beliefern eine Kantine, bieten Essen auf Rädern und Verkaufsstände, betreiben nun auch die Ladengeschäfte“, zählt Kevin Peukert auf. Die Mitarbeiter habe er beim Expandieren stets im Blick gehabt: „Ich habe alle übernommen.“ Selbstverständlich kämpfe auch er mit Energiekostensteigerungen von bis zu 300 Prozent. Bisher habe sich aber noch kein Kunde über die Preisangleichung der Produkte beschwert. „Meine Kunden wissen, was sie bei mir bekommen“, sagt der Meiser. Dennoch sei ihm bewusst, dass in diesen Zeiten eine Geschäftserweiterung eher unüblich ist: „Es gehörte sicher auch viel Mut dazu“, erklärt der Unternehmer lächelnd. Aber seine Mitarbeiter seien genau wie er motiviert, mit Optimismus die Krise zu überstehen.

Symbolbild Dachdecker
www.ingo-bartussek.de

Optimistisch bleibt zunächst auch Diplomingenieur Jochen Angerstein. Der Betriebsinhaber der Dachdeckerei Angerstein in Königslutter sei überzeugt, dass sich die derzeit gewaltige Auftragslage im kommenden Jahr wieder normalisieren wird. „Kunden sind schon jetzt zurückhaltender, Auftragsvolumina werden geringer“, sagt der 49-Jährige. Auch die langen Wartezeiten, die Kunden zurzeit noch in Kauf nehmen müssten, werden sich laut Angerstein wieder auf ein Normalmaß einpendeln. Sorge bereite ihm der zunehmende Mangel an Fachkräften, die er so dringend bräuchte: „Ich habe 15 Mitarbeiter, könnte aber 20 beschäftigen.“ Auch er überlege daher Anreize zu schaffen. Die Vier-Tage-Woche könne eine Lösung sein, allerdings mit reduzierter Stundenzahl. „Wir müssen auf Witterung, Lichtverhältnisse und Jahreszeiten achten, das macht eine Umsetzung etwas aufwendiger“, erklärt der Betriebsinhaber. Ihm sei aber ein motivierter, gesunder Mitarbeiter an vier Arbeitstagen lieber, als gar keiner: „Die Vier-Tage-Woche kann ein gutes Instrument sein. Für Mitarbeiter und Betrieb.“