Bäckermeister Frank Soetebier mit der Photovoltaikanlage
Handwerkskammer

Bäckerei Soetebier aus Winsen/Luhe hat sich zum Ziel gesetzt, komplett CO2-neutral zu arbeiten: von der Produktion über die Auslieferung der Ware bis hin zum Betreiben der Fachgeschäfte. Der Betrieb investiert bereits enorm. Nun ist laut Familie Soetebier auch die Politik gefragt.Photovoltaik für die Backstube

Über eine Ladung riesiger, dunkelgrüner Kürbiskerne freut sich Bäckermeister Frank Soetebier zurzeit am meisten. Die Kerne stammen aus eigenem regionalen Anbau, nicht wie üblich aus China. „Das ist teurer, aber nachhaltiger und leckerer,“ sagt Soetebier. Es ist das Konzept seiner Bäckerei in Winsen/Luhe, auf Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien zu setzen. „Baldmöglichst möchte ich gänzlich auf fossile Brennstoffe verzichten und eine CO₂-neutrale Backstube betreiben.“

Dieses Ziel verfolge er bereits seit ein paar Jahren. Alle verarbeiteten Getreidesorten werden ausschließlich von regionale Landwirten bezogen. Nach der Ernte werde das Getreide in einer der letzten Wassermühlen in Oldendorf (Luhe) vermahlen, bevor es zur Bäckerei geliefert wird. „Das Mehl soll den kleinstmöglichen Weg vom Feld ins Brot haben“, erklärt der Meister. Auch alle anderen Grundstoffe werden möglichst regional bezogen. Konsequenz zeigt der Familienbetrieb auch in der Umstellung seiner Energiequellen. Auf dem gesamten Bäckereidach in Winsen werden Photovoltaikmodule installiert, um das Sonnenlicht optimal zur Stromproduktion zu nutzen. Frank Soetebier erklärt: „Das ist für die Fahrzeugflotte genau so entscheidend wie bei den Backöfen und der Heizung im Betrieb.“ Fünf Elektrofahrzeuge sollen künftig Backwaren in die 14 Dorffilialen ausliefern. Die Mitarbeiter können bereits auf E-Fahrzeuge zurückgreifen. Die sieben Gasöfen in der Backstube weichen laut Soetebier demnächst Elektroöfen. Zehn Prozent des Jahresumsatzes investiere der Betrieb in erneuerbare Energien. Dabei ist Familie Soetebier aus Überzeugung in Sachen Klimaschutz und Regionalität im Lebensmittelhandwerk tätig. „Das ist keine Marketingkampagne, sondern gelebte Verantwortung gegenüber unserer Erde und den kommenden Generationen“, sagt Betriebsinhaber Soetebier. Für diese Visionen brauche es einen gut laufenden Betrieb. Dabei lief es für Bäckerei Soetebier nicht immer so gut: „Vor Jahren stand ich mit dem Rücken zur Wand und musste entscheiden, ob ich den Betrieb überhaupt weiterführe“, erzählt der Meister. Um gegen große, industrielle Brothersteller zu bestehen, müsse das Konzept eines kleinen handwerklichen Bäckers stimmen. „Wir haben auf gesundes, nachhaltiges und leckeres Brot aus regionalen Zutaten gesetzt.“ Nun sei es das Umdenken der Folgegenerationen, die dieses Konzept für Soetebiers begünstige. „Das Klima, die eigene Gesundheit und die Zukunft unseres Planeten ist für die Menschen so stark in den Mittelpunkt geraten, dass ich von einer Revolution sprechen würde“, betont der 56-Jährige. Die größte Herausforderung wird es laut Soetebier sein, auch die jungen Kunden weiterhin in die Filialen zu holen. Denn die Preise sind andere als an der Supermarktkasse: „Der Weg zur Klimaneutralität ist teuer, der Anbau regionaler Rohstoffe kostet mehr. Das macht sich im Preis der Backwaren bemerkbar“, erklärt er. Beschwerden gebe es jedoch wenige.

Kürbiskerne in der Bäckerei Soetebier
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Bäcker in der Bäckerei Soetebier

„Wir müssen nun dauerhaft den Kunden vermitteln, was Zukunftsweisendes hinter den Produkten steht“, sagt Soetebier. Die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken reichen ihm hierfür noch nicht: „Wir planen jetzt auch Podcasts.“ Ohne die Politik funktioniere es jedoch nicht: „Hier muss bei der Förderung und Besteuerung noch einiges passieren“, erklärt der Handwerker. Mit einem entsprechenden politischen Netzwerk und der nachfolgenden Generation im Boot sei er aber zuversichtlich, auch die junge Kundschaft dauerhaft zu erreichen. Sein Sohn Max Soetebier bestärkt ihn: „Als Familie Soetebier haben wir uns zum Auftrag gemacht, die Nachhaltigkeit beim Bäckerhandwerk zu stärken, um unseren Teil zum Umweltschutz beizutragen.“ Es sei heute wichtiger als je zuvor, auch mit kleinen Beiträgen sein Engagement zu zeigen. „Jedes Engagement zählt“, sagen Vater und Sohn.

Bäckermeister Frank Soetebier in seiner Backstube
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Bäcker in der Bäckerei Soetebier
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Bäcker in der Bäckerei Soetebier
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