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Interview mit Technologieberater Holger FiegenbaumEnergiesparen im Handwerksbetrieb

Bei den rasant steigenden Energiepreisen suchen viele Handwerksbetriebe nach Möglichkeiten, Kosten einzusparen. Wie kann das gehen?

Holger Fiegenbaum:Da gibt es nicht die eine Lösung für alle. Die individuellen Gegebenheiten sind hier ausschlaggebend. So kann zum Beispiel bei beleuchtungsintensiven Unternehmen der Strom rund 50 Prozent der Gesamtstromkosten ausmachen. Die Umstellung auf LED kann hier Kosten sparen und sich bei Friseursalons oder Kfz-Betrieben bereits nach gut drei Jahren amortisieren. Energieeinsparpotenzial liegt auch in der Nutzung von prozessbedingter Abwärme. Damit lässt sich in Bäckereien, Fleischereien und im Textilreinigerhandwerk die benötigte Energie zum Teil ersetzen, was Energieeinsparungen von 25 bis zu 60 Prozent bedeuten kann. Bei Büros und Werkstätten gilt es, den energetischen Standard zu erfassen und möglicherweise geeignete Wärmedämmmaßnahmen vorzunehmen. Bei der Gebäudetechnik ist es sinnvoll, im Rahmen einer Heizungsoptimierung die Wärmeerzeugung und die Wärmeverteilung checken zu lassen. Auch bei Lüftungs- und Klimatisierungsanlagen besteht oft Potenzial zur Effizienzsteigerung. Außerdem ist es wichtig, dass die Maßnahmen ein schlüssiges Gesamtkonzept ergeben.

Was ist der erste Schritt, wenn ein Betrieb Energiekosten sparen möchte?

Holger Fiegenbaum: Zunächst müssen die Energiekosten und Energieverbraucher ermittelt werden. Dadurch werden die Energiefresser im Betrieb identifiziert. Bei jeder Änderung im Prozess oder bei einer Investition sollte der Unternehmer überlegen, welches die Variante mit dem niedrigsten Energieverbrauch ist und ob das Produkt oder die Dienstleistung unter den geänderten Rahmenbedingungen denn überhaupt haltbar ist.

Wie können sich Betriebe von Öl und Gas unabhängiger machen?

Holger Fiegenbaum: Langfristig werden regenerative Energiequellen das Mittel der Wahl sein. Mit einer Photovoltaikanlage kann eine alternative Versorgung für Strom- und Wärmeerzeugung durch intelligente Eigenstromnutzung aufgebaut werden. Um dem spezifischen Energiebedarf des Betriebs gerecht zu werden, spielt dabei die Planung der Anlage eine wichtige Rolle. Der eigene PV-Strom kann auch zum Laden von E-Nutzfahrzeugen, zur Erzeugung von Raumwärme oder Warmwasser verwendet werden. Auch die sogenannten Kleinwindkraftanlagen auf dem eigenen Grundstück oder Erdwärme in Kombination mit Wärmepumpen rücken wieder stärker in den Fokus. Welche Variante die wirtschaftlichste ist, hängt aber vom Standort, der Anlagengröße, der entsprechenden Technik und vom eigenen Energiebedarf ab. Bei diesen Entscheidungen spielt zunehmend auch die Versorgungssicherheit an sich eine Rolle, da sind die Kosten fast schon nachrangig. Zu beachten sind natürlich auch immer die jeweiligen Förderprogramme, bis Ende 2022 zum Beispiel noch die Förderung zu den aktuellen Bedingungen für E-Fahrzeuge über die BAFA.

Die stark steigenden Spritkosten setzen den Betrieben zu. Was kann hier kurzfristig Abhilfe schaffen?

Holger Fiegenbaum: Zunächst sollte die Bedeutung der Kraftstoffkosten für das einzelne Produkt oder die einzelne Dienstleistung festgestellt werden. Grundsätzlich ist es sinnvoll, durch eine gute logistische Vorplanung Fahrten zusammenzulegen, Fahrtrouten zu optimieren und unnötige zusätzliche Beschaffungsfahrten zu vermeiden. Durch bewussteres Fahren lassen sich bis zu 20 Prozent Kraftstoff einsparen. Problematisch ist die Situation auch mit Blick auf Mitarbeitende, die täglich mit dem eigenen Fahrzeug zur Arbeit kommen müssen. Denn für den Betrieb bedeuten hohe Mobilitätskosten der Mitarbeitenden zunehmend Schwierigkeiten bei der Fachkräftesicherung und -gewinnung. Hier können flexible Arbeitszeitmodelle wie zum Beispiel eine Vier-Tage-Woche oder betrieblich organisierte Fahrgemeinschaften eine Lösung sein.

Portraits in der Hauptverwaltung Lüneburg
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