Der Schlitzmaster von Metallbau Bütje aus Hemmoor
Metallbau Bütje

TitelthemaFortschritt durch Ideen

Eigene Ideen weiterentwickeln und bis zur Marktreife umsetzen kann sich lohnen. Die Realisierung ist manchmal simpel wie bei Klavierbauer Knut-Michael Senftleben. Aber auch aufwendigere Innovationen des Metallbaubetriebs Bütje oder der Dorow GmbH im Anlagenbau bringen den eigenen Betrieb und das Handwerk voran.



Was für ein Klang

Per Resonanzübertragung zum ultimativen Klaviersound

Wenn zehn Finger zu Beethoven, Schumann oder Mozart über die Tasten eines Flügels gleiten als würden sie das Instrument streicheln, bleibt kaum ein Zuhörer unbeeindruckt. Klingen die Töne dann noch harmonischer als ohnehin schon, wird der Pianist zum Zauberkünstler. Klavier- und Cembalobauer Knut-Michael Senftleben aus Cadenberge entwickelte einen akustischen Resonanzüberträger zur Optimierung dieser Klänge. Die Deckelteile eines Flügels sollen dabei mithilfe von verbundenen Silikonkugeln als Klangverstärker wirken. Die mit einer Kordel verbundenen Bälle werden unter den aufgeklappten Vorderdeckel des Flügels gelegt, dann wird der Flügeldeckel aufgestellt. „Damit soll die Last des Vorderdeckels vom Flügeldeckel genommen werden, was diesen in die Lage des Schwingens versetzt“, erklärt der Meister. Die Idee für diese Erfindung sei ihm während einer Tonmeistertagung zum Thema Klangästhetik gekommen. Harmonische Klänge seien schon immer seine Leidenschaft gewesen.

Etwa zwei Jahre habe er experimentiert mit Materialien, Schwingungen und Klangeffekten. Sein entwickeltes System ist einfach, zeigt aber laut Senftleben große Wirkung: „Bei einigen bedeutenden Konzerten kam meine Klangbrücke LifSound bereits zum Einsatz und hat Eindruck hinterlassen.“ Um Kopien auszuschließen, ließ der 66-Jährige seine Idee durch das Europäische Patentamt schützen. Nun hofft er mit dem richtigen Marketing auf weltweiten Absatz. „Mit meiner Innovation habe ich die Klanggeschichte der Klavierinstrumente neu geschrieben“, betont Senftleben.

Klavierbauermeister Knut-Michael Senftleben
Handwerkskammer

Klangbrücke LifSound von Knut-Michael Senftleben
Handwerkskammer

 www.klavier-cembalo.com



Innovation in der Grünlanderneuerung

Der Schlitzmaster vom Metallbaubetrieb Bütje aus Hemmoor

Metallbau Bütje aus Hemmor mit dem Schlitzmaster
Handwerkskammer

Die Innovation in der Grünlanderneuerung des Metallbaubetriebs Bütje in Hemmoor ist zwar nicht mehr ganz jung, die Weiterentwicklung des Schlitzmasters aber neu und für die Landmaschinentechnik bahnbrechend. „Die Idee entstand schon in den 80er Jahren, als Landwirte den Bedarf an einer Drillmaschine für Grassamen äußerten“, erinnert sich Martin Bütje. Damals habe sein Vater noch den Betrieb geleitet. Das Bauen derartiger Maschinen sei jedoch zeitaufwendig und für den Betrieb unwirtschaftlich gewesen. Da der Bedarf weiterhin bestand, habe ein Entwicklerteam an Exaktheit und Effizienz gearbeitet.

Mithilfe des Schlitzmasters gelinge nun die Grassaat erheblich genauer. Martin Bütje erklärt: „Durch den erhöhten Nachsaatertrag werden die Kosten für Düngemittel deutlich gesenkt, der Boden nimmt den Niederschlag besser auf und hochwertige Gräser und Kräuter etablieren sich.“ Die Schlitzdrille sei mit einer Arbeitsbreite von drei Metern und dem elektropneumatischen Saatkasten mit einem 300-Liter-Saatgutbehälter vielfach einsetzbar. Außerdem bestehe nun die Möglichkeit, die Maschine für Zwischenfruchtsaaten zu verwenden. Die Serienproduktion wurde in diesem Jahr wiederaufgenommen.

„Wir arbeiten zurzeit an einem umfassenden Marketingkonzept und treiben eine Vermarktung über Regionalvertreter voran“, sagt der 39-Jährige Betriebsinhaber. Außerdem gebe es bereits neue Ideen: „Die Konstrukteure arbeiten an Arbeitsbreite und Saatkastengröße der Schlitzdrille“, verrät Martin Bütje.

 www.buetje-hemmoor.de



Norddeutscher Biogas Pionier

Die Dorow GmbH aus Schneverdingen mit neuem Verfahren zur Klärschlammbehandlung

Dorow GmbH aus Schneverdingen
www.frankjasper.de

Die Dorow GmbH aus Schneverdingen mit neuem Verfahren zur Klärschlammbehandlung
Dorow GmbH

Die Dorow GmbH aus Schneverdingen hat sich als einer der ersten norddeutschen Betriebe mit dem Bau von Biogasanlagen beschäftigt. 200 Anlagen wurden bisher realisiert, obwohl das Kernangebot im Bereich Sanitär, Heizung, Klimaanlagen und Anlagenbau liegt. Mit der Erfahrung im Bereich der Prozesstechnik in Biogasanlagen wuchsen auch die Ideen zu innovativen Weiterentwicklungen.

Gemeinsam mit Dr. Hans-Jürgen Bräutigam, einem Chemiker aus Hamburg, hat der Betrieb ein Labor eingerichtet und jahrelang getüftelt. Umgesetzt hat die Dorow GmbH jetzt ein neues Verfahren zur Klärschlammbehandlung und damit den Handwerkspreis der Lünale 2022 gewonnen. Das Verfahren kombiniert im Wesentlichen bereits bekannte Desintegrationsvorgehen, die jedoch bisher aufwendig und unwirtschaftlich waren. „Damit kann die Klärgasausbeute um etwa 30 Prozent und auch der Phosphorgewinn signifikant erhöht werden“, erklärt Volker Dorow das Ergebnis der eigenen Konstruktion. Der Phosphor stehe der Landwirtschaft anschließend als Dünger zur Verfügung. Gleichzeitig werde die Klärschlammmenge insgesamt deutlich reduziert und so die Umwelt geschont, da Klärschlamm als Abfallprodukt verbrannt werden müsse.

Der Betriebsinhaber erläutert: „Das bei der Klärschlammverwertung entstehende Gas wird sofort weiter zur Energiegewinnung für Strom und Wärme genutzt. Das macht unser Verfahren nachhaltig.“ Für das eigene Unternehmen bedeute die Verwirklichung des mittlerweile patentierten Projekts die Schaffung eines weiteren Standbeins: „Wir haben ein Alleinstellungsmerkmal für den Betrieb und eine Innovation im Handwerk geschaffen“, sagt der 54-Jährige stolz.

 www.dorow-online.de



Erfindungen schützen

Um eigene Ideen, Innovationen oder Entwicklungen schützen zu lassen, können für Handwerksbetriebe verschiedene gewerbliche Schutzrechte relevant sein. Für die Anmeldung eines Patents beispielsweise stehen Finanzierungs- und Fördermittel zur Verfügung. Auch für kleine und mittlere Unternehmen gibt es einen speziellen Fonds, der für den Schutz geistigen Eigentums von der Europäischen Kommission eingerichtet wurde.

 www.hwk-bls.de/geistigeseigentum



 

Das Zukunftsnetzwerk der Handwerkskammer

Lesen Sie hier das Interview mit Ina Luckhardt, Beauftragte für Innovation und Technologie (BIT) der Handwerkskammer, über das Zukunftsnetzwerk für Spezialisten im Handwerk.

interview