Jan, Jakob und Carsten Richter (v.l.) von der Altstadtbäckerei Richter aus Wolfenbüttel.
Handwerkskammer

TitelthemaDer Start als Wegbereiter

Das neue Ausbildungsjahr hat gerade begonnen. Jetzt gilt es zu integrieren, motivieren und einzuarbeiten. Was Betriebe für einen gelungenen Start tun können, um den Nachwuchs bestmöglich willkommen zu heißen, berichten Bäckermeister Carsten Richter aus Wolfenbüttel und Friseurmeister Christian Funk aus Lüneburg.



Vertrauen und Verantwortung

Die Altstadtbäckerei Richter freut sich über einen Zuwachs an Lehrlingen

Sechs Wochen sind vorüber: Mit dem Start ins neue Ausbildungsjahr für drei Bäcker und eine Bäckereifachverkäuferin ist Carsten Richter, Betriebsinhaber der Altstadtbäckerei in Wolfenbüttel, sehr zufrieden. Der Bäckermeister habe in diesem Jahr sogar mehr Lehrlinge einstellen können als gewöhnlich. "Zwei Ukrainer haben sich beworben, die gern gemeinsam eine Ausbildung in Deutschland absolvieren wollen", erzählt er. Beide haben Abitur, sind laut Carsten Richter sofort engagiert dabei. Die ersten Wochen im Betrieb würden aber nicht nur die Eignung für einen Beruf offenbaren. "Es macht ganz viel aus, wie die Kollegen, das Arbeitsumfeld und die Atmosphäre einwirken", erklärt der Meister. Darauf habe der Ausbildungsbetrieb enorm viel Einfluss. "Am Anfang muss ein Lehrling wie ein Schatten für den Ausbilder und die Mitarbeitenden sein", beschreibt Richter. So würden alltägliche Aufgaben und routinierte Handgriffe gleich erlernt werden. "Weiß der Auszubildende am ersten Tag beispielsweise wo die Teiglinge liegen, am zweiten wo die Auslieferungsstandorte sind, dann braucht er am dritten Tag womöglich schon keine Aufforderung mehr", erklärt Richter. Vertrauen und Verantwortung seien von Anfang an wichtig, um auf Augenhöhe auszubilden und eine entsprechende Motivation und Identifikation mit dem Beruf zu schaffen. "Meine Söhne Jan und Jakob haben unsere Lehrlinge im Betrieb im Blick, sie sind einfach näher dran", sagt der Meister. "Es wird immer wichtiger, den Auszubildenden etwas zu bieten", erklärt Richter. "Wir brauchen den Nachwuchs, haben auch einen guten Ruf als Ausbildungsbetrieb." Um nun möglichst schnell zusammenzuwachsen, veranstaltet der Bäckereibetrieb daher einen Azubitag: Es geht in die Dettumer Mühle zum gemeinsamen kreativen Werkeln.

  www.brotversteher.de

 

Ausbilderfrühstück

Informieren, Austauschen, Netzwerken – unser Ausbilderfrühstück bietet die ideale Plattform, um sich mit anderen Ausbilderinnen und Ausbildern auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Dabei wird jedes Mal ein anderes Schwerpunktthema behandelt, zu dem ein kurzer Fachvortrag gehalten wird. Anschließend bleibt genug Zeit, offene Fragen zu klären.

Ausbilderfrühstück



Betrieb bewirbt sich beim Nachwuchs

Salon Haarchitektur in Lüneburg stellt sich auf seine Auszubildenden ein

Salon Haarchitektur in Lüneburg
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"Ich habe einen Volltreffer gelandet", freut sich auch Christian Funk. Der Friseurmeister hat einen sehr guten ersten Eindruck von seiner neuen Auszubildenden. Diese Rückmeldung bekomme er auch von seinen Mitarbeitenden aus den höheren Lehrjahren. "Bei mir im Salon betreuen die Auszubildenden die Auszubildenden", erklärt der Betriebsinhaber vom Salon Haarchitektur in Lüneburg. Dieses Konzept funktioniere super, davon würden alle profitieren und an ihren Aufgaben wachsen. Für Christian Funk ist es wichtig, seine Mitarbeiter selbst auszubilden und von Anfang an zu begleiten. "Dafür tue ich viel, unterstütze wo ich kann", sagt er. Dabei könne auch viel schief gehen. Deshalb sei für ihn das Umdenken wichtig: "Ich muss mich auf die jungen Leute, ihre Interessen und Prioritäten einstellen, nicht anders herum." Bedürfnis nach Wertschätzung, mehr Freiheiten, größeres Selbstbewusstsein, ausgeprägte Medienkompetenz seien Eigenschaften, die zur eigenen Ausbildungszeit noch keine Rolle spielten, nun aber den richtigen Umgang erforderten. "Heutzutage muss sich ein Betrieb beim Nachwuchs bewerben", betont der Meister. Genau so müsse ein neuer Mitarbeitender auch im Betrieb aufgenommen werden. "Vom ersten Tag an arbeiten meine Auszubildenden am Kunden, lernen den Betriebsablauf, den Servicecharakter des Berufs kennen", erklärt Funk. Für die persönliche Weiterentwicklung schicke er seine Auszubildenden auch gern für ein Praktikum ins Ausland: "So eine Erfahrung bringt in der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit enorm viel." Davon profitiere wiederum der Betrieb. Christian Funk bedauert den schlechten Ruf des Ausbildungsberufs zum Friseur: "Umso wichtiger ist es, sich als Betrieb gut zu positionieren und alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um als Unternehmen attraktiv für junge Menschen zu sein und dem Nachwuchs klar zu machen, was es für Karrierechancen gibt", rät er.

 www.haarchitektur.de

 

Praktikum im Ausland

Während der Ausbildung ins Ausland gehen? Im Handwerk können Auszubildende bis zu einem Viertel der Berufsausbildung im Ausland absolvieren. Besondere Sprachkenntnisse sind dafür nicht erforderlich. Und Dank verschiedener Förderprogramme muss nur ein geringer Eigenanteil und Taschengeld eingeplant werden. Die Handwerkskammer steht Ausbildungsbetrieben und Azubis mit verschiedenen Angeboten und allen Fragen rund um das Thema Auslandspraktikum zur Verfügung.

www.hwk-bls.de/auslandspraktika



Situation auf dem Ausbildungsmarkt

Interview mit Betriebsberater Klaus Dettmar