Strehl GmbH aus Bremervörde
Bauerfeld / Handwerkskammer

TitelthemaAutomatische Kollegen und knallgrünes Maskottchen

In der Strehl GmbH ergänzen sich Mensch und Maschine. Wachsende Aufgaben, Fachkräftemangel und Lieferengpässe haben den Bremervörder Betrieb für Kinderrehatechnik dazu bewegt, in Digitalisierung und Automatisierungstechnik zu investieren.

 

Checkliste

Lohnt es sich, in Automatisierung zu investieren? Hier finden Sie eine Übersicht von Fragen, die Sie sich dazu stellen können.

Checkliste



Strehl GmbH aus Bremervörde
Strehl - Bertram Solcher

Strehl GmbH aus Bremervörde
Bauerfeld / Handwerkskammer

Strehl GmbH aus Bremervörde
Strehl - Bertram Solcher

Emotion trifft auf Innovation

Die Strehl Kinderrehatechnik GmbH entwickelt hochtechnologisch, kindgerecht und herzlich

Ein kleines, knallgrünes Chamäleon begrüßt die Kunden und Gäste. Mit seinen großen Kulleraugen führt es von Raum zu Raum. Denn Reptil Anton lädt an jeder Tür ein in Büroräume, Wartebereich, Labor, Werkstatt, Lager. Es ist bunt bei der Strehl Kinderrehatechnik GmbH in Bremervörde. Kindgerecht und herzlich, wie Anton das marketingwirksame Maskottchen. Die ausgestellten Bein-, Sitzorthesen und Rollstühle im Eingangsbereich für die Jüngsten lassen erahnen, wie emotional und innovativ zugleich in diesem Betrieb gearbeitet wird. Denn es geht um Lebensqualität für beeinträchtigte Kinder. Individuelle Lösungen für Therapieerfolge zu finden, ist tägliche Herausforderung von Betriebsinhaber Björn Strehl und seinen 35 Mitarbeitenden.

„Unser Anspruch ist es, für ein unbeschwerteres Leben mit unauffälligeren Hilfsmitteln zu sorgen“, erklärt der 53-Jährige. Der Antrieb und die Visionen in dem Unternehmen sind groß: Es wird kontinuierlich digitalisiert, geforscht, automatisiert. Aufwendige Gipsabdrücke, langwierige Handarbeiten an Sitzorthesen, Korsetts oder Prothesen sind laut Strehl zu Aufgaben geworden, für die es immer weniger Fachpersonal gibt. Das werde auch im Gewerk der Orthopädie- und Rehatechnik zu einem großen Problem. Bei Strehl leisten jetzt Gerda, Günther und Goliath Abhilfe. Sie sind akkurate, zuverlässige und extrem schnelle Kollegen. Sogar beliebt, obwohl sie nicht einmal grüßen. Die feinsten, arbeitsintensivsten, teils gesundheitsschädlichen Aufgaben erledigen sie in kurzer Zeit. Gerda und Günther sind 3D-Drucker, Goliath ein siebenachsiger Roboter für individuell gefräste orthopädische Hilfsmittel. Björn Strehl will mit dem Einsatz von Automatisierungstechnik in seinem Betrieb keinesfalls Menschen ersetzen. „In Anbetracht der Auftragslage und des Fachkräftemangels musste eine Lösung her“, erklärt er. Für Goliath investierte Strehl eine hohe Summe: 350.000 Euro hat der Roboter inklusive Sicherheitszelle und hocheffizienter Absauganlage gekostet. Die Summe amortisiere sich jedoch schnell.

Etwa 170 Arbeitstage pro Jahr werden mit der Maschine eingespart. Dabei ist Goliath kein Roboter von der Stange. Für die Betriebsabläufe im Reha- und Orthopädiehandwerk habe es bisher kaum vorbildliche Robotik gegeben. „Es musste ein sinnvolles Softwareprogramm für unsere Bedürfnisse entwickelt werden“, erzählt Strehl. Es heißt „Strehl-Ortho-Crafts“ und ist nun in der Lage, den Körper eines Kindes zu scannen, mit entsprechendem Datensatz und 16.000 Umdrehungen pro Minute aus dem Kunststoffrohling aus Polyurethan (PU) eine passgenaue Sitzorthese zu fräsen, sodass der weiße Staub nur so fliegt.

 

Akkurat und extrem schnell

Kollegen Gerda, Günther und Goliath

Im 3D-Drucker werden zeitgleich diverse Anbauteile gefertigt. Das benötigte Material für die manuelle Anfertigung sei seit der Pandemie kaum mehr lieferbar. Auch hier stand die Unabhängigkeit durch Automatisierung für Björn Strehl im Fokus: „Die Mitarbeiterfluktuation, Materialknappheit und Lieferkettenabhängigkeit waren große Einflussfaktoren für die digitalen Investitionen“, betont er.

Um als Innovationsführer aktiv an führenden Verfahrensweisen, Materialien und Produkten den neuesten Stand vorgeben zu können, liegt Björn Strehl die Forschungsarbeit am Herzen. „Im Strehl-Lab arbeiten wir ständig an neuen, innovativen Hilfsmitteln. Durch ultraleichte Werkstoffe wie Carbon können wir vieles ermöglichen“, erklärt der Geschäftsführer. Für ihn ist wichtig, die jahrelange handwerkliche Expertise und die neuesten technischen Mittel wie Robotik, 3D-Druck und Scantechnik zu addieren, um einen maßgeblichen Vorsprung auf dem Feld der Kinderrehatechnik zu haben.

Soll es nicht gleich der Einsatz von künstlicher Intelligenz sein, können laut Strehl auch kleine digitale Schritte bereits viel bewirken: „Eine moderne Homepage, soziale Medien und ein transparenter, aufgeschlossener Betrieb sind heutzutage unerlässlich.“ So möchte er im Unternehmen auch Quereinsteigern mit entsprechenden Schulungen, Aus- und Weiterbildungen eine Chance geben.

„Mich treibt die Leidenschaft an, die ich so gerne weitergeben möchte“, sagt Björn Strehl. Er bildet selbst aus, plant eine Art interne Akademie für seine Mitarbeiter. „Ich möchte den Austausch fördern, Fortbildungen anbieten, Kundengespräche optimieren“, zählt er auf. Die Kunden der Strehl GmbH sollen sich laut Strehl in all ihren Herausforderungen im Alltag unterstützt fühlen.

Hier kommt auch Anton wieder ins Spiel: Von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Verlassen des individuell gefertigten Rollstuhls mit bunten Farben, fröhlichem Muster und ganz viel Technik, begleitet das Chamäleon den Entstehungsprozess der Hilfsmittel für die optimale Versorgung eines Kindes. Er ist Maskottchen für die Strehl GmbH und gleichzeitig Talisman für den Alltag der Familien.

 www.rehastrehl.de

Checkliste: Wann lohnt es sich, in Automatisierung zu investieren?

Folgende Fragen können sich Betriebsinhaber stellen:

  • Gibt es Aufgaben, die besonders schwer, zeitaufwendig, sogar gesundheitsschädlich sind und daher von einer Maschine übernommen werden könnten?
  • Welche Chancen und Potenziale eröffnen sich für Mitarbeiter und Arbeitsabläufe, wenn ein Roboter bestimmte Aufgaben erledigt?
  • Wirkt sich der Einsatz von Automatisierungstechnik marketingwirksam auf das Unternehmen aus?
  • Wie schnell amortisieren sich die Ausgaben für die Anschaffung eines Roboters?