Seilflechter Tauwerk GmbH in Braunschweig
Handwerkskammer

Die Firma Seilflechter Tauwerk GmbH in Braunschweig stellt sich zukunftsfähig digitalisiert auf, beliefert viele unterschiedliche Branchen und bildet in dem wenig bekannten Gewerk des Seilers aus. Nachwuchssorgen gibt es trotz langer Familientradition, guter Auftragslage und großer Vielfältigkeit. Die Geschäftsführung setzt aber auf Erfahrung und Optimismus.Überraschend vielseitig

Laut und schnell drehen sich unzählige Spulen soweit das Auge reicht. Sie wickeln feinstes Garn in unterschiedlichen Farben auf. Es entstehen bis zu 140.000 Meter Seile jeden Tag in allen Stärken: Abschleppseile, Rettungsseile, Rundschlingen, Hebebänder, Taue, Drahtseile. In den Hallen der Firma Seilflechter Tauwerk GmbH in Braunschweig sind die Handgriffe klar, die Arbeit verantwortungsvoll. „An unseren Seilen hängen oft Menschenleben“, sagt Andreas Halle. Als Geschäftsführer legt er höchsten Wert auf Qualität und blickt stolz auf mehr als 275 Jahre Firmengeschichte zurück.

„Meine 95 Mitarbeiter liegen mir am Herzen, zu jedem einzelnen pflege ich ein persönliches Verhältnis“, sagt Halle. Nur so könne ein Familienbetrieb über Generationen funktionieren und erfolgreich wirtschaften. Zum Erfolg gehört laut Halle auch eine breit aufgestellte Kundschaft mehrerer Branchen. „Die Theater- und Veranstaltungsbranche haben wir regelmäßig mit Seilen für die Bühnentechnik versorgt, coronabedingt verzeichnen wir hier allerdings einen deutlichen Einbruch der Auftragslage“, erklärt der 60-Jährige.

Seilflechter Tauwerk GmbH in Braunschweig
Handwerkskammer

Seilflechter Tauwerk GmbH in Braunschweig
Handwerkskammer

Seilflechter Tauwerk GmbH in Braunschweig
Handwerkskammer

Andere Branchen seien hingegen florierend: „Viele überregionale Stromtrassen werden derzeit modernisiert. Wir liefern deutschlandweit die Seile für den Freileitungsbau.“ Aber auch in der Nautik, im Offroad- oder Forstsektor seien die Seile und Taue aus Braunschweig zu finden. „Große Feuerwehren oder Bergrettungen statten wir mit Rettungsseilen aus“, zählt Halle auf. Wer im Straßenverkehr einmal von einem deutschen Abschleppdienst Hilfe bekomme, werde sicherlich mit einem Tau von Seilflechter gezogen.

Die Anforderungen der verschiedenen Kunden werden laut Halle jedoch immer anspruchsvoller. „Auch wir setzen vermehrt auf die Digitalisierung unserer Produkte.“ Mit einem eingearbeiteten Scan-Chip, der insbesondere das Überprüfen von Seilen erleichtert, habe sich der Betrieb einen Wettbewerbsvorteil verschafft. „Dieser Chip wird in das Auge des Seils eingearbeitet“, erklärt Geselle Jan-Lukas Schulenburg. Er wurde nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung zum Seiler nun als Geselle übernommen.

Mithilfe eines mobilen Endgerätes gebe der implantierte Chip noch am Einsatzort genaue Auskünfte über das Seil. Im Betrieb werde der Chip ausgelesen und abschließend ein Prüfbericht für den Kunden erstellt. Insbesondere Seile aus dem Industrie-, Freileitungs- und Offroadbereich müssten regelmäßig einer Prüfung unterzogen werden. Dabei geht es laut Schulenburg insbesondere um Verschmutzungen, Quetschungen und Reißfestigkeit. „Je nach Beeinträchtigung werden die Seile im Braunschweiger Betrieb gesäubert oder beispielsweise neu beschichtet und wieder einsatzbereit gemacht“, erläutert der Junggeselle.

Mit der Vielfältigkeit des Angebots sei auch die Herstellung der Seile im Laufe der Zeit immer komplexer geworden. „Mit dem Angebot wachsen die Herausforderungen am Arbeitsplatz“, sagt Andreas Halle. Hinter dem Ausbildungsberuf des Seilers stecke sehr viel mehr als die Berufsbezeichnung erahnen lässt. „Ein Seiler muss neben dem praktischen Interesse auch viel technisches Verständnis haben, Maschinen führen können, mathematisch begabt sein“, erklärt er. Das sei vielen nicht bekannt.

Hier liegt laut Halle die Schwierigkeit, geeigneten Nachwuchs zu rekrutieren. „Wir haben schon immer ausgebildet“, betont der Geschäftsführer. Leider werde es seit einigen Jahren zunehmend problematischer, junge Menschen für das Gewerk des Seilers zu begeistern. „Wir strecken unsere Fühler in alle Richtungen aus“, erzählt der technische Betriebsleiter Rainer Sattler. Die regionalen Ausbildungsmessen seien bisher immer vielversprechend gewesen, finden aber pandemiebedingt nur eingeschränkt oder gar nicht statt. „Wir bieten hier im Unternehmen einen facettenreichen, zukunftssicheren Job“, bekräftigt Andreas Halle. Er hoffe sehr, die Ausbildungsplätze im Betrieb künftig wieder besetzen zu können.

Neben eigens ausgebildetem Nachwuchs beschäftigt die Seilflechter Tauwerk GmbH auch mehrere Helfer aus Werkstätten der Lebenshilfe: „Inklusion liegt mir sehr am Herzen“, sagt Halle. Einige feste Arbeitsplätze habe er bereits für Menschen mit Beeinträchtigungen geschaffen. „Ich kann diesbezüglich ausschließlich von guten Erfahrungen berichten.“

Lehrstellen im Radar

Mit Hilfe des Lehrstellenradars, einem kostenfreien Service der Handwerkskammer, besteht die Möglichkeit, erfolgreich auf Azubisuche zu gehen. Hierfür tragen Betriebe ihre Stellenangebote für Praktika und Ausbildung online ein. Alle Angebote erscheinen automatisch auch in der dazugehörigen App „Lehrstellenradar“ und damit auf dem Handy der Jugendlichen.

 Zum Lehrstellenradar

 www.seilflechter.de