Interview mit Christian JürgensSoziale Plattformen für Handwerksbetriebe

Ob Instagram, Facebook oder TikTok - lohnt es sich für Betriebe wirklich, sich auf diesen Plattformen zu präsentieren?

Christian Jürgens: Die sozialen Medien sind aus dem Alltag der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken, und das gilt nicht nur für junge Menschen. Es gibt Studien, die besagen, dass 86 Prozent der Deutschen die Sozialen Medien nutzen. Die meisten Menschen verbringen also täglich mehrere Stunden in den Sozialen Medien und nutzen sie, um sich auszutauschen, um Neuigkeiten zu erfahren oder sich über Marken, Produkte oder Personen zu informieren. Soziale Medien können daher auch im Handwerk eine gute Option sein, um ein Unternehmen bekannter zu machen oder mehr Kunden anzusprechen.

Nun wissen viele Betriebsinhaberinnen und -inhaber bestimmt gar nicht, was sie da überhaupt posten sollen. Was wären denn zum Beispiel geeignete Inhalte?

Christian Jürgens: Bei dieser Frage sollte man sich von dem Gedanken lösen, dass es immer etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches sein muss, das in den Sozialen Medien gepostet wird. Das muss gar nicht sein. Ein Blick hinter die Kulissen des Betriebs kann genauso interessant sein und neugierig machen. Zu zeigen, wie der Arbeitsalltag aussieht, was die Mitarbeitenden so machen und an welchen Aufträgen gerade getüftelt wird, verleiht dem Unternehmen eine persönlichere Note und das macht sympathisch. Betriebe sollten einfach präsentieren, was sie und ihre Arbeit ausmacht und warum es sich lohnt, sie und ihre Mitarbeitenden näher kennenzulernen. Und im Idealfall wird damit nicht nur Imagewerbung für den eigenen Betrieb gemacht, sondern gleich für den ganzen Berufsstand.

Was raten Sie Unternehmerinnen und Unternehmern, die unsicher sind, ob das grundsätzlich etwas für sie ist?

Christian Jürgens: Einfach mal gucken, was die anderen so machen. Es gibt bereits viele Betriebe, die sehr erfolgreich und nahezu täglich in den sozialen Medien aktiv sind. Dort kann man sich viele Inspirationen holen und überlegen, was für den eigenen Betrieb machbar ist. Wichtig für die sozialen Medien ist immer, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, und nicht nur das Produkt oder das Arbeitsergebnis. Das neu geflieste Badezimmer bei Familie Müller zu zeigen, ist schön, noch schöner ist es aber, wenn man auch gesehen hat, wie Michael das Bad gefliest hat.

Welche Kanäle sollten denn genutzt werden?

Christian Jürgens: Das ist einerseits eine strategische Frage, andererseits aber auch einfach eine Frage der Zeit. Denn auch, wenn das alles immer so einfach aussieht: Wer Social-Media-Kanäle kontinuierlich betreiben möchte, muss sich Zeit dafür nehmen. Unternehmer sollten daher ständig überdenken, welche Social-Media-Kanäle sinnvoll für die Kommunikation ihrer Marke oder ihres Produktes sind, welche sozialen Netzwerke sie wirklich effektiv nutzen können und was ihnen der Aufwand wert ist. Sie sollten also gut überlegen, wieviel Zeit Sie neben der eigentlichen Arbeit überhaupt investieren wollen und können.

Also besser nur einen oder zwei Kanäle nutzen?

Christian Jürgens: Betrieben in der Größenordnung unserer Handwerksbetriebe ist es gar nicht möglich, auf allen Plattformen vertreten zu sein. Das ist aber auch nicht nötig. Wichtig ist, die Auswahl zu treffen, die am besten zum Betrieb, zu den Kunden und zum Umfeld passt. Schon ein Kanal ist besser als keiner, denn diese Möglichkeit des Kundenkontaktes sollte nicht verschenkt werden - umso mehr, wenn die Konkurrenz schon da ist. Und wenn es nicht gleich so läuft: Dranbleiben und nicht so schnell aufgeben.



 

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