Betriebsberatung, Unternehmensförderung, Unternehmensberatung, Betriebswirtschaft, Gründung, Nachfolge, Betriebsübergabe, Werkstatt, Meister, Beratung, Gespräch, Optiker
www.bildwerknord.de - Merle Busch

RegionalitätInterview mit Achim Klawun zum Thema Regionalität

Mit der Corona-Pandemie und den Klimaschutzzielen ist das Bewusstsein für Regionalität gewachsen. Wie kann das Handwerk davon profitieren?

Achim Klawun: Handwerksbetriebe sind ja generell meist sehr regional aufgestellt. In der Corona-Pandemie trat aber besonders ein Bereich
in den Vordergrund, der von diesem Trend zur Regionalität profitiert hat: das Lebensmittelhandwerk. Das belegt auch das „Öko-Barometer 2021“ der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, in dem Verbraucherinnen und Verbraucher zu ihrem Einkaufsverhalten befragt werden. Dabei wurden „bewusstes und gezieltes Einkaufen“ und „mehr frische und regionale Lebensmittel“ sehr häufig als entscheidende Faktoren genannt.

Woher kommt dieser Trend auf einmal?

Achim Klawun: Das hat viele Gründe. Zum einen hatten die Menschen in Zeiten des Lockdowns keine Gelegenheit, in Restaurants zu gehen, und haben so das Kochen wiederentdeckt. Zum anderen wächst angesichts der Klimaschutzziele der Anteil derjenigen, die sich Gedanken über Umwelt und Nachhaltigkeit machen und damit auch darüber, wo die Produkte, die sie essen, eigentlich herkommen. Und nicht zuletzt zeigt uns der Ukrainekrieg mit dem plötzlichen Mangel an Getreide, wie sich globale Abhängigkeiten auf unsere lokale Versorgung mit Lebensmitteln auswirken können. Das alles stärkt den Trend zur Regionalität und den ländlichen Raum und führt zu mehr Wertschätzung der handwerklichen Qualität vor Ort.

Welche Konsequenzen hat das konkret für eine Bäckerei oder Fleischerei?

Achim Klawun: Der Anteil von Kunden, die die Qualität vor den Preis stellen, steigt, das bestätigen die Verbände des Lebensmittelhandwerks.
Betriebe, die davon profitieren wollen, setzen daher ganz bewusst auf regionale Strukturen, kurze und nachverfolgbare Lieferketten, das Tierwohl und fachkundige Beratung. Das heißt nun nicht, dass jeder Fleischer auch Schweine züchten soll, aber er kann sich für einen Landwirt aus seiner Region entscheiden, von dem er das Fleisch bezieht. Die Kunden wollen ja auch zunehmend wissen, wo ihre Lebensmittel eigentlich herkommen.

Das heißt, die Beratung im Geschäft gewinnt auch an Bedeutung?

Achim Klawun: Unbedingt. Wer Wert auf hochwertige Lebensmittel legt, der erwartet zumeist auch eine kompetente Beratung an der Ladentheke und möchte genau wissen, was er kauft, was da drin ist und woher die Produkte kommen. Das bedeutet, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer entsprechend geschult sein sollten, damit sie die Fragen der Kunden auch vernünftig beantworten können.

Regionalität funktioniert also nur im persönlichen Kontakt?

Achim Klawun: Nein, auch wer auf Regionalität setzt, kann natürlich seine Produkte online anbieten. Die Corona-Krise hat auch in diesem Bereich die Digitalisierung vorangebracht. Viele Betriebe haben in dieser Zeit ihr Online-Angebot ausgeweitet und bieten Lieferservices an. Wichtig ist daher auch ein aussagekräftiger Internetauftritt, in dem der Kunde die Informationen findet, die er sucht. Gute Chancen haben auch Modelle, wo die Kunden zu Hause bestellen und nur zum Abholen vorbeikommen oder Automaten, an denen am Samstagabend spontan noch Grillfleisch geholt werden kann. Wer ausführliche Beratung möchte, der wird aber sicherlich den Gang in den Laden bevorzugen. Das Ladengeschäft oder der Stand auf dem Markt sind daher gerade mit Blick auf Stammkundschaft und Kundenbindung unverändert sehr wichtig.

 

Betriebs- und Gründungsberater