Interview mit Claudia TellerBeschäftigung von Flüchtlingen

Was sollten Betriebe machen, die einen Geflüchteten einstellen wollen?

Claudia Teller: Betriebe, die einen Geflüchteten aufnehmen wollen, sollten sich an die Handwerkskammer wenden – ganz gleich, ob es um ein Praktikum, eine Einstiegsqualifizierung, eine Ausbildung oder den direkten Einstieg in eine Beschäftigung geht. Wir unterstützen bei der Suche nach einem geeigneten Bewerber. Außerdem informieren wir über die rechtlichen Rahmenbedingungen und verwaltungstechnischen Abläufe, also zum Beispiel zu Aufenthaltsstatus, Arbeitserlaubnis oder Umgang mit Behörden.

Welche Hürde ist denn die höchste für Unternehmen bei der Einstellung eines Geflüchteten?

Claudia Teller: Gerade in der Ausbildung spielen Sprachkenntnisse eine große Rolle: Im Betrieb funktioniert die praktische Verständigung oft gut, aber in der Berufsschule und bei Prüfungen stoßen die Azubis an ihre Grenzen. Wir empfehlen daher den Betrieben, rechtzeitig zu überlegen, wer beim Sprachelernen und in der Berufsschule unterstützen kann. Das kann zum Beispiel ein Azubi aus einem höheren Jahrgang sein. Zum anderen raten wir Betrieben, der regulären Ausbildung eine Einstiegsqualifizierung vorzuschalten. Dieses finanziell geförderte Langzeitpraktikum ermöglicht ein gutes Kennenlernen der potenziellen Auszubildenden. Gerade die Frage, ob die Sprachkenntnisse ausreichend sind, kann so vorab gut geklärt werden. Aber auch auf diesem Gebiet bieten wir Beratung zu zusätzlichem Qualifikations- und Unterstützungsbedarf wie Sprachförderung oder sozialpädagogischer Begleitung an und geben Tipps, wie man mit möglichen Vorbehalten in der Belegschaft umgeht.

Was gibt es neben dem Spracherwerb im ganz normalen Betriebsalltag im Umgang mit Geflüchteten zu beachten?

Claudia Teller: Zu Beginn des Arbeitsverhältnisses sollte mit den Geflüchteten über die im Betrieb geltenden Regeln gesprochen werden, also Pünktlichkeit, Krankmeldung, Umgang mit Kunden und gegebenenfalls auch mit Frauen und dergleichen. Am besten ist eine Liste mit den wichtigsten Regeln, die gemeinsam durchgegangen wird. Wichtig ist dabei, auch nachzufragen, ob alles verstanden wurde. Denn oftmals beruhen befremdliche Situationen im Betriebsalltag einfach nur auf Missverständnissen oder anderen kulturellen Gepflogenheiten, die wir nicht kennen. Daher ist es ratsam, diese Dinge zeitnah anzusprechen, damit es nicht zu Irritationen kommt.

Und wenn es dann trotzdem Probleme während der Ausbildung gibt?

Claudia Teller: Dann ist es wichtig, die Defizite frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Gemeinsam kann dann beschlossen werden, welche Maßnahmen am besten geeignet sind. Es gibt erfolgreich erprobte Instrumente und Fördermaßnahmen, die beim Weg durch die Ausbildung unterstützen. Unternehmen können sich zu all diesen Fragen und Herausforderungen ebenfalls an die Handwerkskammer wenden. Das gilt auch für den Fall, wenn es etwas mit der Arbeitsagentur oder der Ausländerbehörde zu klären gilt. Auch, wenn die Stelle erfolgreich besetzt werden konnte, stehen wir den Betrieben weiter zur Seite.

 

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