Tiny House NH Titelgeschichte
Handwerkskammer

Bestimmte Trends und Marktentwicklungen bergen oft Möglichkeiten für Spezialisierungen innerhalb eines Handwerksbetriebs. Die Uphusener Konzepttischlerei Wöhltjen bietet ihren Kunden Tiny Houses an, genauso wie Zimmerei WichtHolzbau aus Evessen. Beide Betriebe setzen dabei auf das Umdenken der Menschen und erschließen sich dadurch einen individuellen Kundenstamm.Im Speziellen liegt viel Potenzial

Sie sind klein, kompakt, erinnern an Urlaub. Und dennoch steckt in einem Tiny House ein ganzer Haushalt. In den Medien gefeiert, von Kunden gefordert baut auch die Konzept Tischlerei Wöhltjen aus Uphusen Tiny Häuser. „Die Herstellung eines Tiny House ist sehr reizvoll“, sagt Betriebsinhaber Stephan Wöhltjen. Vom Möbelstück bis zur Außenfassade umfasse der Bau jeden Kundenwunsch.

Nach anfänglicher Euphorie, eine ganz neue Ausrichtung für die Tischlerei entdeckt zu haben, ging das Interesse bei den Kunden aber zunächst wieder zurück: „Zu hoch seien die baurechtlichen Auflagen gewesen“, erinnert sich Tischlermeister Wöhltjen. Erst im Coronajahr 2020 sei die Nachfrage rasch gestiegen, mehrere Aufträge eingegangen. Aus verschiedenen Beweggründen würden die Kunden anfragen: „Viele legen großen Wert auf nachhaltiges, ökologisches Leben. Andere wiederum entdecken den Trend zum Minimalismus für sich oder scheitern mit dem Hausbau an der voranschreitenden Wohnbauverknappung in Deutschland.“ Eine kleine Baulücke lasse sich mit einem Tiny House hingegen perfekt schließen.

Innen große Wirkung

Der Innenraum eines Tiny House wirkt dabei meist größer, als es von außen anmutet. Er besteht aus einer Küchenzeile mit Spülbecken, Kühlschrank und Gaskocher, einem Kleiderschrank, der Bettebene, Elektroheizung, Kaminofen oder Gasheizung. Der Sanitärbereich umfasst eine Dusche, WC und Waschbecken. Im Wohnbereich kann es eine Sitzgruppe geben. Fenster sorgen für eine gute Sicht auf die Umgebung. Die Dämmung des Minihauses ist feuchtigkeitsregulierend, spendet Wärme oder kühlt bei entgegengesetzten Außenverhältnissen und sorgt für ein gutes Raumklima.

Neues Betätigungsfeld

Für Stephan Wöhltjen habe sich mit den Tiny Houses nicht nur ein neues Betätigungsfeld aufgetan, auch der Kundenkreis habe sich erweitert: „Die Bindung zum Kunden ist viel langfristiger.“ Der 41-Jährige ist überzeugt davon, dass der Markt noch stark wachsen wird. „Ursprünglich kam der Trend aus den USA – mittlerweile gibt es ganze Doku-Reihen zum Thema Tiny-House auch in Deutschland.“ Pro Woche bekomme die Tischlerei zwei bis drei Anfragen. Die Bauzeit für ein Minihaus betrage etwa drei Monate. „Unser Prototyp auf Rädern ist im Dezember zum zweiten Mal im Bremer Tatort zu sehen“, erzählt der Meister stolz. Der Prototyp steht auf dem Betriebsgelände in Uphusen. Mit ihm habe alles angefangen. „Wenn es der Markt irgendwann hergibt, spezialisiere ich meinen Betrieb komplett auf Tiny Houses“, sagt der Meister lächelnd. Die Mitarbeiter würden hinter ihm stehen. „Das Bauen der kleinen Häuser macht großen Spaß“, bestätigt Junggeselle Anselm Klatt. Auch wegen der Tiny Houses bleibt er gern in seinem Ausbildungsbetrieb als Geselle beschäftigt. Im Tiny-House-Verband möchte Stephan Wöhltjen als Gründungsmitglied  gemeinsam mit Kollegen, Zulieferern, Herstellern und Interessenten etwas bewegen. „Ich stehe hinter dieser Wohnalternative und bin gespannt auf die Entwicklung in den kommenden Jahren.“

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Gründung mit Spezialisierung

Ingenieurin Inka Weidenmüller beobachtet seit einigen Jahren den Markt für Tiny Houses. Auch sie setzt auf eine positive Entwicklung. Gemeinsam mit Zimmerer Christoph Thiele gründete sie im vergangenen Jahr ihren Betrieb WichtHolzbau in Evessen und setzt dabei auf die kleinen Häuser.

„Das Interesse an Tiny Houses nimmt immer mehr zu, dabei gibt es noch wenige Anbieter“, erklärt die Tischlerin. Das sei einer der Gründe für die Spezialisierung ihres Betriebs auf die alternative Wohnform. „Schon zu Studienzeiten wohnten befreundete Kommilitonen in umgebauten Bauwagen“, erinnert sich die 39-Jährige. Bauwagen und Zirkuswagen seien der Ursprung der heutigen Tiny Houses gewesen und Grund der Geschäftsidee von Inka Weidenmüller und Christoph Thiele.

So speziell wie ein Tiny House, so individuell seien auch die Kunden. Auf 26 Quadratmetern gebe es viel eigenen Gestaltungsspielraum, vor allem aber Wohngesundheit durch ökologisch nachhaltige Materialien und eine hohe Verarbeitungsqualität, um eine lange Beständigkeit zu erreichen. „Es sind nicht nur die Medien, die das Interesse am Tiny House wachsen lassen“, erklärt Christoph Thiele. Das Umdenken der Menschen nehme zu: „Es geht vermehrt um Wirtschaftlichkeit, Natur und Klimaneutralität.“ Das funktioniere gut auf kleinem Raum. Das Besondere bei WichtHolzbau: In der großen Werkhalle kann der Kunde sogar mitarbeiten, sich selbst verwirklichen und Ideen aus eigener Hand umsetzen.

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Der Reiz des individuellen Projektes

Die Ansprüche eines solchen Auftrags sind laut Betriebsinhaberin andere als in einer konventionellen Tischlerei: „Hier kommt auch das Baurecht zum Tragen und andere Gewerke müssen einbezogen werden“, sagt Inka Weidenmüller. All das mache aber den großen Reiz der Herstellung eines Tiny House aus.

„Wir haben trotz der pandemischen Lage im vergangenen Jahr unsere Betriebsgründung durchgezogen und schauen mit unserem Konzept sehr optimistisch in die Zukunft“, betonen die beiden Handwerker. 

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 www.tischlerei-woehltjen.de

 www.wicht-holzbau.de

Interview mit Daniel Harms zum Thema spezielle Ausrichtung im Betrieb

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