Symbolbild Kfz-Mechaniker
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Sachkundig, zeitsparend und kostenlosDie Kfz-Schiedsstelle hilft bei Streit

Simone Körner (Name von der Redaktion geändert) hat die Ursache für den ganzen Ärger gleich mitgebracht und holt eine Art kurzes, schwarzes Kabel mit zwei Anschlüssen aus ihrem Rucksack: eine Lambdasonde. Um sie geht es bei dem Schiedsverfahren, zu dem sie heute in den großen Saal der Handwerkskammer gekommen ist. Was war geschehen?

Seit zwanzig Jahren ist Simone Körner Stammkundin in der Kfz-Werkstatt. Auch mit ihrem Opel Corsa, Baujahr 2011, war sie dort regelmäßig zur Inspektion. Beim letzten Mal aber gab es Streit, denn die Lambdasonde wurde ihrer Meinung nach in der Werkstatt nicht fachgerecht gelöst und zerstört. Deshalb will sie weder die neue Sonde noch den Folgeschaden zahlen, auch nicht anteilig. Die Werkstatt sieht das anders und ist nicht bereit, ihr bei der Rechnung noch weiter entgegenzukommen. Schließlich habe man schon die Zahl der Arbeitsstunden reduziert und die neue Sonde nicht komplett in Rechnung gestellt. Eine verfahrene Situation also. Und ein typischer Fall für die Kfz-Schiedsstelle Braunschweig. „Wenn Kunde und Werkstatt sich nicht einig werden, dann kommen wir ins Spiel“, sagt Götz-Rüdiger Kliesch, Vorsitzender der Kfz-Schiedsstelle. So auch bei Simone Körner. Sie hat die Kfz-Schiedsstelle angerufen und sitzt nun neben ihrem Kontrahenten aus der Werkstatt der fünfköpfigen Schiedskommission gegenüber.

Die Vorteile eines Verfahrens vor der Kfz-Schiedsstelle sind für Kliesch offensichtlich: „Wir arbeiten sachkundig, zeitsparend und für beide Streitparteien kostenlos.“ Finanziert wird die Stelle unter anderem durch die Innungsbeiträge der Kfz-Betriebe. Daher können auch nur Streitigkeiten mit Betrieben geschlichtet werden, die Mitglied einer Innung sind. Wenn also im Vorfeld keine gütliche Einigung gelingt, dann kommt es in der Regel nach ein bis drei Monaten zum Verfahren mit Anhörung beider Parteien und zu einem Ergebnis. „Vor Gericht würde ein solches Verfahren in der ersten Instanz bis zu zwölf Monate dauern und gleich vorab den klagenden Kunden mit Gerichts- und meist auch Anwalts- und Sachverständigenkosten belasten. Die gütliche Streitbelegung durch uns ist deutlich schneller und einfacher, hat also sowohl für den Kunden als auch für die Werkstatt nur Vorteile“, erklärt Kliesch. Leider wüssten viel zu wenig Werkstattkunden von dieser Möglichkeit. Und auch die Kfz-Innungsbetriebe würden selten die Initiative ergreifen und auf die Schiedsstelle hinweisen. „Dabei könnten sie sich dadurch positiv von anderen Kfz-Betrieben abgrenzen“, so Kliesch. Seit einigen Jahren behandeln die Kfz-Schiedsstellen auch Streitigkeiten aus Kaufverträgen der Innungsbetriebe mit ihren Kunden über gebrauchte Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen Gesamtgewicht.

Damit es gerecht und unabhängig zugeht, sind in der Schiedskommission beide Seiten vertreten, die des Verbrauchers mit einem Vertreter des ADAC und die der Werkstätten mit einem selbstständigen Kfz-Meister. Zur Kommission gehören außerdem ein Kfz-Sachverständiger der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) und ein Vertreter des TÜVs, beide von Haus aus neutral. Den Vorsitz übernimmt ein zum Richteramt befähigter Jurist. Er leitet die Verfahren, hört die beiden Parteien sowie die Mitglieder der Kommission an und macht einen Vergleichsvorschlag. „In etwa zwei Dritteln der Verfahren gelingt es uns, dass sich die Parteien einigen“, sagt Kliesch. „Kommt es zu keiner Einigung, erlässt die Kommission einen Schiedsspruch. Dem ‚Unterlegenen‘ steht gegen diesen der Rechtsweg zu den Gerichten offen, was aber selten erfolgt.“ Auch bei der Lambdasonde gab es eine Einigung. Nach ihrer Begutachtung war schnell klar: Sie war in einem Zustand, in dem es nahezu unvermeidbar war, dass sie beim Lösen kaputt ging. Die Werkstatt treffe hier keine Schuld. Anders sah es aus mit der Kommunikation mit Simone Körner. Sie hätte früher und besser darüber informiert werden müssen, welche Folgen sich für sie aus der zerstörten Sonde ergeben, vor allem mit Blick auf die Kosten. Ein nachträglicher Telefonanruf sei hier zu wenig gewesen. Die gütliche Einigung lief schließlich darauf hinaus, dass die langjährige Stammkundin beim nächsten Auftrag einen Rabatt erhält - und so hoffentlich dem Betrieb als Kundin erhalten bleibt. Denn das ist Kliesch wichtig: „Unser eigentliches Ziel ist es ja, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Kunde und dem Kfz-Betrieb wiederhergestellt wird. Wenn das gelingt, dann haben beide Seiten etwas davon.“