Die KFZ-Meisterin Tanja Trautmann hat sich während der Corona-Pandemie selbstständig gemacht und gilt als Expertin der Szene.
Schmitz / Handwerkskammer

Tanja Trautmann lebt den Traum vieler Autoliebhaber. Die KFZ-Meisterin gilt in der Autoszene als Expertin für Sportwagen und Oldtimer.Zwischen Lamborghini und Ferrari

Lächelnd und zufrieden steht Tanja Traut-mann an dem Austin Haley 3000 und sucht nach dem Fehler im Motorraum. Neben ihr steht ein Maserati Indy von 1972, hinter ihr ist ein Ferrari 308 von 1978 aufgebockt und vor ihr wartet der Lamborghini Espada aus dem Jahr 1970 auf seine Reparatur. Tanja Trautmann hat sich auf Oldtimer und hochmotorisierte Sportwagen spezi-alisiert. „Eigentlich muss ich total bescheuert sein“, sagt die KFZ-Meisterin amüsiert. „Alte Autos sind anspruchsvoll, aber ich liebe die Herausforderung.“ Es gebe so gut wie keine Ersatzteile für Oldtimer und oftmals komme es auf Improvisation und Raffinesse an. „Manche Teile brauchen Monate, bis sie geliefert werden. Wenn wir diese Zeit nicht haben, fangen wir an zu tüfteln“, berichtet sie. Zu ihrem Beruf ist Trautmann eher zufällig gekommen: „Ich hatte kein Geld und konnte mir nach der Schule nur ein altes Auto leisten. Der Wagen war ständig kaputt und so habe ich angefangen zu schrauben.“ Mit Anleitungsbüchern verbrachte sie Stunden mit der Reparatur ihres Autos und fand Gefallen daran. „Mein Bruder sagte mir irgendwann, dass ich mein Hobby zum Beruf machen solle“, erzählt die 54-Jährige. Bei der Deutschen Post konnte sie 1986 schließlich ihre Ausbildung zur KFZ-Mechanikerin beginnen. Nach der Ausbildung arbeitete sie ein Jahr lang in einer Vertragswerkstatt, merkte aber schnell, dass das nicht das Richtige für sie ist. „Mir hat die Abwechslung gefehlt.“
Nachdem sie zehn Jahre lang Engländer, so bezeichnet sie englische Fabrikate, restauriert und einige Jahre in einer freien Werkstatt gearbeitet hat, machte sie 2006 ihren Meister berufsbegleitend und fand 2010 schließlich ihren Traumjob: „Ich konnte die Werkstattleitung bei Continental Cars aus Hamburg, einem Autohaus für Sportwagen, übernehmen."

Die 54-jährige KFZ-Meisterin Tanja Trautmann hat sich während der Corona-Pandemie selbstständig gemacht.
Schmitz / Handwerkskammer
Die 54-jährige KFZ-Meisterin Tanja Trautmann hat sich während der Corona-Pandemie selbstständig gemacht und kann sich heute vor Arbeit kaum retten.

KFZ-Meisterin Tanja Trautmann lebt den Traum vieler Autoliebhaber und gilt in der Szene als Expertin für Oldtimer und Sportwagen.
Schmitz / Handwerkskammer
In der Werkstatt von Tanja Trautmann Oldtimer und Sportwagen zu finden. Die KFZ-Meisterin gilt in der Szene als Expertin.

"Mein Chef war der Fußballprofi Nigel de Jong, der damals für Manchester City gespielt hat“, berichtet die KFZ-Meisterin. Durch die Nähe zum Profifußball und die Vorliebe vieler Fußballer für schnelle Autos konnte sie sich den Traum eines jeden Autofans erfüllen und hatte mit den teuersten und schnellsten Sportwagen zu tun. „Da sind wir auch schon mal zu Mezut Özil nach London geflogen, um sein Auto zu reparieren“, erzählt sie. Leider habe sich die Firma 2018 aufgelöst. Trautmann stand wieder vor einem Neuanfang. Nach einer Zwischenstation bei einem Hersteller für Stoßdämpfer bekam sie eine Anfrage von Emilia Auto aus Hamburg. Das Autohaus für italienische Sportwagen wollte Tanja Trautmanns Expertise für sich nutzen und sie bei der Gründung einer eigenen Werkstatt unterstützen. „Ich habe mir eine Existenzgründung mit 53 Jahren nicht vorstellen können. Die Jungs von Emilia Auto sind mir aber unfassbar entgegengekommen und haben mich auf so vielen Ebenen unterstützt, dass ich am Ende nicht Nein sagen konnte“, erinnert sich Trautmann.

Den Standort für ihre neue Werkstatt durfte sie sich aussuchen und so fiel ihre Entscheidung auf das Örtchen Egestorf südlich von Hamburg direkt an der Autobahn. Heute könne sie sich vor Arbeit kaum retten. „Es ist mir unbegreiflich, wie sich das in anderthalb Jahren entwickelt hat. Neulich bekam ich einen Anruf aus Köln. Selbst dort hat sich herumgesprochen, dass meine Werkstatt eine gute Adresse ist“, staunt sie. Im April hat Tanja Trautmann ihren ersten Mitarbeiter eingestellt. Es ist Geselle Sascha Seibert. Der Auszubildende Carl Gieseke komplettiert das dreiköpfige Werkstattteam seit August. „Mir war wichtig, dass es menschlich passt. Wer bei mir arbeiten möchte, muss Köpfchen haben und Spaß am Tüfteln. Mit den beiden hat es einfach gepasst“, erzählt sie zufrieden. In Zukunft will sie noch weiter expandieren: „Ich möchte die Nachbarhalle anmieten. Wenn das klappt, dann brauche ich noch zwei weitere Mitarbeiter