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Interview mit Günter Neumann zum Thema Personalentwicklung

Herr Neumann, Fachkräfte sind zurzeit Mangelware und wer sie hat, möchte sie möglichst auch behalten. Welche Rolle spielt die Personalentwicklung dabei?

Günter Neumann: Eine große. Die sogenannte Personalentwicklung ist ein Instrument der Mitarbeiterbindung, das vielfach noch unterschätzt wird. Im Grunde geht es dabei darum, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Chancen und Perspektiven aufzuzeigen, wie sie sich im Betrieb weiterentwickeln können.

Welche Chancen können das konkret sein?

Günter Neumann: Das ist natürlich sehr individuell und hängt sowohl von den Gegebenheiten im jeweiligen Betrieb als auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. Das können interne Umstrukturierungen sein, indem man einem besonders engagierten Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin eine Stelle mit mehr Verantwortung überträgt, das können fachliche Fortbildungen oder überfachliche Weiterbildungen sein, das können aber auch Umschulungen sein.

Wie sollte ein Arbeitgeber an das Thema Personalentwicklung herangehen?

Günter Neumann: Im Vordergrund steht immer das Wohl des Unternehmens und die Frage: Was braucht der Betrieb. Denn wenn man jeden Gesellen zum Meister macht und jeden Meister zum Betriebswirt, aber nicht genug Stellen hat, auf denen die Mitarbeitenden dann auch entsprechend eingesetzt werden können, dann führt das eher zu Frust und Abwanderung als zu Bindung. Der Chef oder die Chefin muss sich also schon klar sein, wen er warum wie fördern will.

Das heißt, der Arbeitgeber sollte einen gewissen Plan haben, was er mit seinen Mitarbeitenden vorhat, bevor er sie zu Weiterbildungen oder Umschulungen schickt.

Günter Neumann: Genau. Da gibt es vielleicht eine besonders engagierte Gesellin, die gerne noch mehr erreichen möchte und die man bei der Meisterausbildung unterstützen kann, damit sie sich zukünftig um die Ausbildung der Lehrlinge kümmert. Oder es gibt den Meister, der ein Talent für Führung hat und für den der Betriebswirt eine mögliche Weiterbildung ist, damit er dann später die Leitung einer Niederlassung oder den kompletten Betrieb übernehmen kann. Personalentwicklung heißt also immer auch perspektivisch denken und nicht nur bis zum nächsten Jahr.

Inwiefern sind Umschulungen ein Instrument der Personalentwicklung?

Günter Neumann: Umschulungen können dann der Personalentwicklung dienen, wenn der Mitarbeiter nicht mehr in der Lage ist, seine bisherige Arbeit zu erfüllen. Der klassische Fall im Handwerk ist der, dass der Mitarbeiter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr körperlich arbeiten kann. Wer so einen, in den meisten Fällen schon älteren Mitarbeiter mit großem Erfahrungsschatz und Wissen halten möchte, der kann ihm eine Umschulung anbieten, mit der er zum Beispiel anschließend im Büro arbeiten kann. Gemeinsam mit den Agenturen für Arbeit bieten wir als Handwerkskammer auch Unterstützung in solchen Fällen.

Und wenn ein Mitarbeiter die Angebote des Arbeitgebers nicht annimmt?

Günter Neumann: Dann sollte der Arbeitgeber überlegen, ob der Mitarbeitende dauerhaft der richtige für ihn ist. Denn in jedem Handwerksberuf geht die Entwicklung weiter. Und wer sich standhaft jeder Fort- oder Weiterbildung verweigert, der wird irgendwann nicht mehr richtig eingesetzt werden können. Und das schadet dem Betrieb langfristig mehr, als dass es ihm nützt.

 

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